Spantik Speed Project

Ein Siebentausender in 14 Tagen

von Michał Kaźmierczak

Hochgebirge sind kein beliebtes Ziel für Skiexpeditionen. Nur wenige Menschen praktizieren diese Unterdisziplin des Skifahrens, und ihre Aufmerksamkeit richtet sich meist auf die Achttausender. Kein Wunder – Erfolge an den höchsten Gipfeln der Welt finden schnell ihren Weg in die Mainstream-Medien und werden breit kommentiert. Aber Hochgebirge bedeutet nicht nur Achttausender. Sieben- und Sechstausender, manchmal ganze von Menschen unberührte Täler – das sind Gebiete, die enormen Raum für die Entwicklung eigener bergsteigerischer Kreativität und die Umsetzung explorativer Skiprojekte bieten.

Erstbesteigungen, erste Abfahrten, Speedbesteigungen oder neue technische Routen – die Möglichkeiten sind vielfältig. Was uns oft von der Verwirklichung solcher Träume abhält, ist die Zeit. Himalaya oder Karakorum bedeuten normalerweise eine Expedition von einem Monat oder länger, und wer kann sich das heute leisten… Oder etwa doch?

Benedikt Böhm und Prakash Sherpa beschlossen mit ihrer Expedition zum siebentausend Meter hohen Spantik zu testen, wie weit diese zeitliche Grenze verschoben werden kann. Wie schnell kann eine Hochgebirgs-Skiexpedition sein?

Der Goldene Gipfel des Karakorum

Der Spantik, auch als Golden Peak bekannt, ist ein 7.027 m hoher Gipfel im pakistanischen Karakorum. Seinen Namen verdankt er der charakteristischen goldenen Farbe seiner Wände im Sonnenuntergang. Der Berg zeichnet sich durch eine relativ unkomplizierte Zugängslogistik und – für einen Siebentausender – eine verhältnismäßig einfache Normalroute aus, was ihn zu einem beliebten Ziel für erste Hochgebirgsexpeditionen macht.

Die Erstbesteigung erfolgte 1955 durch ein deutsches Team bestehend aus Reiner Diepen, Eduard Reinhardt und Jochen Tietze. Die Geschichte des Skifahrens an diesem Gipfel ist deutlich kürzer – die erste Skiabfahrt datiert auf das Jahr 2019, als das französische Team Tiphaine Duperier und Boris Langenstein im Rahmen ihrer Vorbereitung für ihr Nanga-Parbat-Projekt vom Gipfel abfuhren. Seitdem hat der Berg den Ruf eines der interessanteren Skiziele im Karakorum erlangt, da er eine Kombination aus relativ sicherem Gelände und beeindruckender Höhe bietet.

Heute ist der Spantik ein bekanntes Ziel, das typischerweise für 4-5 Wochen geplant wird, was eine komfortable Akklimatisation und das Warten auf geeignete Wetterfenster ermöglicht. Benedikt beschloss jedoch, diese Zeit deutlich zu verkürzen.

Express-Expedition

Am 8. August landet er in Islamabad und ist am nächsten Tag bereits in Skardu. Ein Tag für Vorbereitungen, eine Jeepfahrt nach Arando – dem letzten mit dem Auto erreichbaren Dorf – und dann beginnt ein zweitägiger Trek zum Basislager auf 4.300 Metern. Leider folgt im Basislager ein dreitägiger Zwangsaufenthalt aufgrund einer schweren Lungeninfektion.

Am 15. August steigt das Team zum Lager 2 (5.500 m) auf und kehrt ins Basislager zurück. Am 16. August beginnt der Hauptvorstoß – zunächst zum Lager 1 (5.100 m) für die Nacht. Am nächsten Tag erreichen sie Lager 2. Nach dem Kochen und Ausruhen beginnt um 22:00 Uhr der Gipfelvorstoß. Von 5.500 m erreichen sie den Gipfel in 7,5 Stunden.

Klimawandel im Hochgebirge

Die Bedingungen am Berg waren überraschend. “Was mich am meisten getroffen hat, war der Einfluss des Klimawandels”, sagt Benedikt. “Bis zu 6.000 Metern war es erschreckend heiß, tagsüber sogar 40 Grad. Das bedeutet, dass der Schnee nicht gefriert, sich Spalten öffnen und es einfach viel gefährlicher ist als es sein sollte.”

Der Spantik ist ein Berg, der unter günstigen Bedingungen gute Skimöglichkeiten bietet. Die Gipfelkuppel bis zum Lager 3 ist breit, nicht zu steil (bis zu 40 Grad) und relativ einfach zu befahren. Zwischen Lager 3 und Lager 2 sind die Bedingungen jedoch deutlich schwieriger – harter Schnee erfordert besondere Vorsicht. Weiter unten wird die Situation noch komplizierter. “In niedrigeren Höhen ist der geschmolzene Schnee sowohl für den Aufstieg als auch für die Abfahrt schwierig”, berichtet Benedikt. “Einige Gratpassagen sind völlig ausgeapert. Zum Lager 1 bewegen wir uns über Felsen, und das Gelände zwischen Lager 1 und 2, das eigentlich skifahrbar sein sollte, ist es aufgrund der Bedingungen nicht mehr.”

Während der Abfahrt erlebte Benedikt eine dramatische Situation. “Während der Abfahrt falle ich in eine Spalte”, berichtet er. “Der Hang bricht unter mir ein, und ich lande auf einer Schneebrücke darunter, von der ich mich befreien kann. Ich habe unglaubliches Glück. Klimawandel bedeutet nicht nur schmelzende Gletscher oder schwächere Winter – es geht auch um unsere Sicherheit im Hochgebirge.”

Technologie im Dienst der Geschwindigkeit

Bei einer so anspruchsvollen Expedition spielt die Ausrüstung eine entscheidende Rolle. Die letzten Jahre haben eine Revolution in der Konstruktion von Skitourenausrüstung gebracht – was früher ein Kompromiss zwischen Gewicht und Leistung war, bietet heute außergewöhnliche Möglichkeiten bei Gewichten unter einem Kilogramm.

“Ich habe Ausrüstung aus der Blacklight-Serie von Dynafit verwendet, der Firma, die ich leite”, erklärt Benedikt. “Relativ kurze Ski – 158 cm und weniger als 1000 g Gewicht, dazu leichte Bindungen und Schuhe. Leichte Ausrüstung bietet großen Komfort beim Aufstieg, besonders bei schnellen Begehungen zählt jedes Gramm. Heute haben wir Zugang zu sehr guten und leichten Konstruktionen, die Skibergsteiger bei solchen Geschwindigkeitszielen wie diesem unterstützen.”

Diese Evolution der Ausrüstung hat neue Möglichkeiten im Hochgebirge eröffnet – was einst die Domäne schwerer, stabiler Ski war, kann heute mit halbem Gewicht erreicht werden. Das überträgt sich direkt auf Geschwindigkeit und Effizienz bei Bergoperationen.

Nach der Rückkehr ins Basislager und einigen Stunden Schlaf beginnt das Team den Rückmarsch nach Arando. “Während der Jeepfahrt halten wir an heißen Quellen, und es ist der erste Tag dieser Expedition, an dem wir uns wirklich entspannen und ausruhen können.” Dieser Moment der Entspannung schließt dieses intensive Projekt symbolisch ab.

Zukunft und Fazit

Vierzehn Tage für einen Siebentausender, ohne zusätzlichen Sauerstoff, ohne vorherige Akklimatisation, ohne Verwendung von Hypoxie-Geräten – das ist eine beeindruckende Leistung, aber auch ein enormes Risiko. “Es war eine extreme Expedition, praktisch ohne Akklimatisation und nach Krankheit, ohne Spielraum für Fehler. Wahnsinn”, gibt Benedikt zu.

Für Böhm ist die Realisierung von Bergprojekten in erster Linie ein Weg zur Selbstentwicklung und Ausdruck persönlicher Kreativität. “Beginne mit deinen lokalen Bergen”, rät er. “Arbeite an dir selbst, entwickle dich weiter und gehe schrittweise zu immer höheren Bergen über. Das Wichtigste ist, konsequent vorwärts zu gehen, auch wenn eine Million Schritte vor dir liegen – geh sie einfach.”

Hochgebirgs-Skifahren bleibt ein Nischensport, besonders an den Achttausendern. Aber ähnlich wie beim Himalaya-Bergsteigen, wo nach der Besteigung aller höchsten Gipfel die Zeit für Winterbesteigungen, schwierigere Routen, Alpinstil und Geschwindigkeitsrekorde kam, können wir eine ähnliche Entwicklung im Hochgebirgs-Skifahren erwarten. Schnelle Begehungen, neue Abfahrtsrouten, Gipfelverbindungen und Traversen – das ist die Zukunft der Disziplin. Benedikts Spantik zeigt, dass Grenzen nicht nur vertikal, sondern auch zeitlich verschoben werden können. Möge es immer sicher geschehen.

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Wichtige Daten

  • Höhe: 7.027 m
  • Expeditionsdatum: August 2023
  • Gesamtdauer der Expedition: 14 Tage
  • Gipfelvorstoßzeit: 7,5 Stunden
  • Ausrüstung: Dynafit Blacklight Ski (158 cm, <1000 g)
  • Lager: Basislager (4.300 m), C1 (5.100 m), C2 (5.500 m)
  • Team: Benedikt Böhm und Prakash Sherpa
  • Stil: Ohne zusätzlichen Sauerstoff und Akklimatisation
  • Erste Skifahrer am Gipfel: Tiphaine Duperier und Boris Langenstein (2019)

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